Father-Brown

 

Beispiele aus
"Die Auferstehung von Father Brown"
und "Das Orakel des Hundes"

 

Aber auch die Übersetzung etwa von Father Browns Ungläubigkeit ist selbst in der revidierten und ergänzten Fassung der ursprünglichen Übertragung [von Alfons Rottmann] nicht besonders erfreulich, dafür einige Beispiele aus der 1. und der 3. Geschichte ("Die Auferstehung von Fallier Brown" und "Das Orakel des Hundes"):

"The Apostle of the Gentiles" ist keineswegs der Apostel der Christen (ein Unfug zusätzlich in sich), sondern der Apostel der Heiden.

Der Satz "He was a figure far less familiar in satire and international goss than that of the American Journalist" heißt nicht "Er war ein Mensch, der weit weniger mit Satire und internationalem Klatsch vertraut war als der amerikanische Journalist", sondern "Er war ein Mensch von jener Art, die in der Satire und dem internationalen Klatsch viel seltener auftaucht als die des amerikanischen Journalisten".

Der nächste Satz heißt: "Yet, as a matter of fact, America contains a million men of the moral type of Race to one of the moral type of Snaith", welchem entspricht: "Und doch ist es eine Tatsache, dass in Amerika auf eine Million Menschen von der moralischen Art eines Race nur einer von der moralischen Art eines Snaith kommt", und keineswegs: "Dennoch ist es eine Tatsache, dass in Amerika auf etwa eine Million Menschen von seinem Schlage nur einer von der geistigen Verfassung Snaiths kommt."

Der "private servant" ist ein persönlicher Diener und nicht der Privatsekretär, und wenn es auch noch einen "private secretary" gibt, verwirrt die Falschübersetzung die Beziehungen der Personen zueinander bis ins Unbegreifliche.

Die "externals" eines katholischen Landes sind Äußerlichkeiten, Zeremonien gar, niemals aber "Auswüchse".

Ein "wood-pile" ist ein Holzstoß (etwa aus Brennholz), aber keine "Holzhütte".

Der "dago" ist im Angelsächsischen ein Schimpfwort für alle romanischen Völker (mit Ausnahme der Franzosen, die man "Froschfresser" schimpft, und manchmal der Italiener, der "whops" oder "Spaghettifresser"), bedeutet aber niemals "Narr" (Sankt Jakob wird im Spanischen zu Santiago zu Sandiego zu Diego = Jakob, zu eben "dago").

Der "retriever" ist ein Apportierhund, aber niemals der "Schäferhund".

"on the broad brown sands beside it, in large crazy lettering, he had scrawled ..." heißt etwa: "In den bräunlichen Sand daneben hatte er in großen wackeligen Buchstaben die Worte gekritzelt ...", keineswegs aber: "Die andere Hand krampfte sich um einen Zettel, auf den er die Worte geschmiert hatte ..."

"Imperial Police" ist die Reichspolizei und nicht die "imperialistische Polizei".

An diesen Beispielen lässt sich unschwer erkennen, dass z. B. in den Fragen Offiziersmesse oder Militärakademie, Rückenfinne oder Schwanzflosse zwar eindeutige lexikalische Fehler vorliegen, doch kommt ihnen weiter keine große Bedeutung zu, da sie eben nichts Wesentliches verzerren. Anders ist es da schon mit den Fragen "pugilist" und "portraits", "bimetallism" und "dago": Denn diese lexikalischen Fehler führen zu erheblichen Verzerrungen im Sachlichen wie in den Akzentuierungen. Und ganz schlimm sind die Missgriffe wie bei "deep sin", "Apostle of the Gentiles" oder "externals", da sie entweder eine im Zusammenhang mit Chesterton und zumal mit Father Brown erschreckende und gefährliche Unkenntnis kirchlicher Grundlagen verraten, wo sie nicht gar wie im Falle der "imperialistischen Polizei" geradezu den Verdacht der bewussten Verfälschung, der tendenziösen Verzerrung, des gewollten Verrats am Autor nahelegen.

Nicht die semantisch unbedeutenden lexikalischen Fehler sind es, selbst nicht in größerer Anzahl, die für die Beurteilung der Übersetzung eine Rolle spielen, sondern die verzerrenden, ja verfälschenden oder gar verleumdenden Missetaten, die in größerer Anzahl, vor allem bei den kurzen Texten der FB-Geschichten, schon für sich allein ein negatives Urteil nahelegen, obwohl es sich doch nur um Fragen der 4. und letzten Kategorie handelt.

» Übersetzerische Fehlleistungen am Beispiel von
    "Die Spitze einer Nadel" und "Das unlösbare Problem"

 

Autor: Hanswilhelm Haefs

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