Father-Brown

 

Der Rote Mond von Meru

The Red Moon of Meru

Lord Mounteagle verwahrt in seinem Privatmuseum zahlreiche asiatische Talismane und Glücksbringer. Wirklich wertvoll ist allerdings nur ein Edelstein. Als der Exzentriker das rote Juwel seinen Besuchern zeigt, ist die Gelegenheit zum Diebstahl günstig ...

»Father Brown, ich habe nach Ihnen gesucht. Ich möchte Sie etwas fragen. Glauben Sie an Wahrsagerei?«

Die angesprochene Person blickte ziemlich hilflos auf den kleinen Reifen in ihrer Hand und sagte schließlich: »Ich weiß nicht, in welchem Sinne Sie das Wort ›glauben‹ verwenden. Natürlich, wenn es alles nur Betrug ist …«

»Oh, aber der Meister vom Berge ist alles andere als ein Betrüger «, rief sie. »Er ist keineswegs ein gewöhnlicher Zauberer oder Wahrsager. Es ist wirklich eine große Ehre, daß er sich herabläßt, bei meinen Gesellschaften die Zukunft vorauszusagen.

In seinem Land ist er ein großer religiöser Führer, ein Prophet und ein Seher. Und selbst seine Wahrsagerei ist kein vulgäres Zeug darüber, wie man zu wahrem Vermögen kommt. Er sagt einem große geistige Wahrheiten über einen selbst und die Ideale, die man hat.«

»Genau das«, sagte Father Brown. »Das ist, wogegen ich Einspruch erhebe. Ich wollte gerade sagen: Wenn es alles nur Betrug ist, habe ich nicht besonders viel dagegen. Es kann kaum mehr Betrug sein als das meiste auf solchen Basaren, und da ist es sozusagen eine Art Schelmenstreich. Aber wenn es Religion ist und geistige Wahrheiten enthüllt – dann ist es so falsch wie die Hölle, und ich würde es nicht einmal mit einer Feuerzange anfassen.«

Hörprobe (6:14)
"Der Rote Mond von Meru"
aus der Reihe "Father Brown - Das Original"
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Downloadmöglichkeiten

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Anmerkungen des Übersetzers Hanswilhelm Haefs

 

"Meru"

Painting of Mount Meru as per Jain cosmology from Jain text Samghayanarayana loose-leaf manuscript

In der indischen Mythologie der Weltberg, der Mittelpunkt der sieben Kontinente, die man sich ringförmig um ihn gelagert vorstellte, und damit des Universums.

Wikipedia-Artikel: Meru (Mythologie)

 

"Phrenologie"

Phrenologie-Darstellung

Die vom Arzt und Hirnforscher Franz Joseph Gall (1758-1828) begründete Phrenologie glaubte, die geistig-seelischen Eigenschaften des Menschen aus Formeigentümlichkeiten des Schädels erkennen zu können, wie die Physiognomik sie aus Formeigentümlichkeiten des Gesichts erkennen zu können glaubt.

Wikipedia-Artikel: Phrenologie

Wikipedia-Artikel: Franz Joseph Gall

 

"Backenbart"

Darwin im Alter von 51 Jahren, als er seine Evolutionstheorie veröffentlichte

Es handelt sich immer um "whiskers", also jener Barttracht, die sozusagen aus überdimensionierten Koteletten besteht und zu denen noch ein Schnurrbart und ein Kinnbart treten müssen, damit ein Vollbart entstehe.

Wikipedia-Artikel: Koteletten

 

"Mesmerismus"

Franz Anton Mesmer

Der Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815) begründete die Lehre vom animalischen Magnetismus, wonach alle Körper von einem "Fluid" belebt werden, das mit einem den Kosmos durchdringenden Weltäther in Beziehung steht; seine verblüffend erfolgreiche Magnetotherapie gilt als Ursprung der Hypnosetherapie.

Wikipedia-Artikel: Franz Anton Mesmer

Wikipedia-Artikel: Animalischer Magnetismus

 

"Fakir"

Dieser indische Yogi entspricht der allgemeinen Vorstellung von einem Fakir. Foto: Ein Fakir in Benares, Herbert Ponting, 1907

Von arab. "faqir" = arm; der wahre Fakir ist kein Gaukler - im englischen Original um des Wortspiels willen "faker" -, sondern ein bettelnder Asket muslimischen Glaubens; später auch der heimat- und besitzlos herumziehende hinduistische Asket; aus ursprünglich asketischen Übungen (Joga) zur Lösung aus den Bindungen der Sinnenwelt entwickelten Gaukler und Scharlatane Tricks der Massensuggestion, im schlimmsten Fall zur Ausübung gezielten Betrugs.

Wikipedia-Artikel: Fakir

 

"Schelmenstreich"

Die Steinlaus (hier ein Weibchen, frei nach Loriot) steht im Pschyrembel

Der Schelm entstammt einem althochdeutschen "skelmo" = Todeswürdiger (altnordisch "skalmir" = Teufel), mittelhochdeutschen "schelme" = Bösewicht und "schelm" = toter Tierkörper, weshalb "der Schelm" dann auch den Abdecker und den Henker meinte; der Begriff verblasste immer mehr, bis er in die Nähe des Schalk (ursprünglich = Knecht: Marschall aus maroskalke = Pferdeknecht) geriet (der laut Goethe "mit Heiterkeit und Schadenfreude jemandem einen Possen spielt") - weshalb Schelmenstreich zur Übertragung des unübersetzbaren "practical joke" nicht ungeeignet erscheint.

Wikipedia-Artikel: Schelm

Wikipedia-Artikel: Streich

Wikipedia-article: Practical joke

 

"via media"

Dharma Wheel

lat. = Mittelweg.

Wikipedia-Artikel: Mittlerer Weg

 

"Demiurg"

Platon

griechisch = Handwerker; bei Platon der Weltbaumeister als Mittler zwischen der höchsten Gottheit und den Menschen; bei den Gnostikern der dem höchsten Gott untergeordnete böse Schöpfer der Sinnenwelt, die den Menschen ins Verderben verlocken soll.

Wikipedia-Artikel: Demiurg

 

"Mani"

Manichäer aus einem Manuskript von Khocho, Tarimbecken.

Etwa 216 bis 276, Stifter des Manichäismus in Persien und Indien; der Manichäismus geht von einem radikalen Dualismus aus: Dem Herrscher des Lichtreichs steht der König der Finsternis gleichberechtigt gegenüber, was zu einer ebenso radikalen Weltverneinung führt.

Wikipedia-Artikel: Mani (Religionsstifter)

Wikipedia-Artikel: Manichäismus

 

"Ring des Polykrates"

Von Polykrates, dem Tyrann von Samos (ca. 538 a. Chr. n. an die Macht gekommen, 522 ermordet), berichtet bereits Herodot, er sei von unermesslichem Reichtum gewesen; um nun die Götter nicht durch den Glanz seines durch eine herausragende Bautätigkeit und die Protektion der bedeutendsten Künstler und Gelehrten strahlenden Hofes neidisch zu machen, habe er (in Schillers gleichnamiger Ballade besonders schön herausgearbeitet) seinen kostbarsten Ring als Weiheopfer ins Meer geworfen; als man den Ring kurz darauf im Magen eines für ihn gefangenen Speisefisches wiederfand, habe er gewusst, dass die Götter sein Opfer nicht angenommen, ihn also zum Untergang bestimmt hätten.

Wikipedia-Artikel: Polykrates (Tyrann von Samos)

Wikipedia-Artikel: Der Ring des Polykrates

 

"sardonisch"

Sardonisches Lachen einer Maske

Ein bitteres, durch schmerzverzerrte Züge höhnisch erscheinendes Lachen.

Wikipedia-Artikel: Sardonismus

 

"Mangobaum"

Junge Mangofrüchte am Baum

Der Trick gehört zu einer Gruppe gleichartiger, wobei vor den Augen des Publikums ein Samenkorn in die Erde gelegt wird, das nach Begießung mit Wasser und Zauberreden in Sekundenschnelle zu einem mächtigen Baum heranwächst, an dem manchmal sogar der Knabe in den Himmel klettert, wo er dann ebenso verschwindet wie der Baum anschließend, der sich vor den Augen des Publikums wieder in seinen Samen zurückverkriecht.

Wikipedia-Artikel: Mango

 

"Brechmittel"

Miracle of Marco Spagnolo. Auschnitt eines Bildes von Giorgio Bonola (ca. 1657-1700)

In Raymond Chandlers Erzählung "Goldfish" hat der erfolgreiche Dieb die gestohlenen Leander-Perlen ebenfalls in Goldfischen versteckt; da aber Verdauungssäfte den Perlen hätten gefährlich werden können, hat er sie den Tieren einoperiert, weshalb ihm Brechmittel zur Wiedergewinnung nichts genutzt hätten.

Wikipedia-Artikel: Emetikum

 

"Höcker, Thro Mätt-ar: siehe unter Folklore"

(Im Original "Bumps What Ho She; see Folk-Lore")

Im US-amerikanischen soll "Ho" ein Slangwort für Prostituierte sein, doch ist kaum anzunehmen, dass sich Chesterton dieser Bedeutung hätte bedienen wollen.

 

"Mahatma"

Mohandas Karamchand Gandhi

Sanskrit für "dessen Seele groß ist", indischer Ehrentitel für Weise und Heilige, der auch M. K. Ghandi beigelegt wurde.

Wikipedia-article: Mahatma

Wikipedia-Artikel: Mohandas Karamchand Gandhi

 

"auch der ist gestohlen"

Heinrich VIII. von Hans Holbein d. J. 1536–1537

Father Brown hat schon verschiedentlich darauf angespielt, dass ihm als katholischem Geistlichen alte Kirchen durchaus geläufig sind, waren sie doch vor der kirchlichen Sezession Heinrichs VIII. alle katholische Kirchen; hier formuliert er zum ersten Mal die Meinung Chestertons, dass alle vom Anglikanismus enteigneten Kirchenbauten der katholischen Kirche gestohlen worden seien und daher füglich zurückzugeben wären - wie es bereits z. B. in "Das schlimmste Verbrechen der Welt" der erstaunliche Sir John Musgrave angedeutet hat.

Wikipedia-Artikel: Heinrich VIII. - Trennung von Rom und Gründung der Anglikanischen Kirche

Wikipedia-Artikel: Suprematsakte

 

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